Sixpack versprühen in der Kulturhalle Süßen schrill, schräg und treffsicher feinsinnigen Humor
Sechs singende Agenten
Konzert Mit Selbstironie, untermalt von Schnulzen und Evergreens, glänzt die A-cappella-Truppe Sixpack zum Abschluss der Süßener Kleinkunsttage.
Sie rocken ganze Säle. Auch ohne Lederjacken. Aber im Trenchcoat und oder im schwarzen Anzug mit schwarzer Fliege. Sechs singende Agenten brachten zum Abschluss der 28. Süßener Kleinkunsttage die Kulturhalle in Wallung. Alles Nullen. Vom Agenten „000″ bis zu den Agenten „Agenda 2010″ und „Triple Nix“. Ihre Decknamen lauten Johannes Betz, Markus Burucker, Bernd Esser, Lars Kienle, Markus Lohmüller und Chris Strobler und zusammen nennen sie sich „Sixpack“. Alle aus demselben Stall, dem vom MI6. Wie einst James Bond. Nur sechs Mal so (durch)schlagkräftig.
In Bamberg sind sie Zuhause, nicht in London. Und ob das mit dem Brexit zu tun hat, bleibt top secret. Mit 007 haben sie auch rein gar nichts gemeinsam. Oder hat man je schon davon gehört, dass James Bond Singen kann? Sixpack wohl. Ganz nach dem Grundsatz je kleiner, umso höher swingen ihre Stimmbänder in die Höhe. Sixpack sucht den bösen Wicht. Den schlimmsten auf diesem Planeten. Einer, der die Weltherrschaft übernehmen will. Ihn gilt es zu eliminieren. Auf dem Kontinent soll er sein. „Also inkontinent“ erklärt „005″ – und ausgerechnet in Süßen. Höchstwahrscheinlich in der 100fach-gefüllten Kulturhalle.
Von einem Informanten haben die Sixpacks das erfahren. Und irgendwo sollen weitere Informationen versteckt sein. Soviel zum Grund, warum die Agenten hier hergekommen sind. Eigentlich hätten sie im Februar 2022 schon kommen wollen. Aber da war ja noch Corona. Jetzt holt man nach, was auf der Strecke – um im Jargon zu bleiben – geblieben ist. Was überhaupt nicht geheim ist, ist die Tatsache, dass Sixpack als A-cappella-Comedy-Truppe in Erscheinung tritt, als erfolgreiche Meister des unbegleiteten Gesangs. So erfolgreich und bekannt wie, ja wie James Bond vielleicht. Nur deutlich stimm(ungs)voller.
Die Halle swingt mit
Ihr Programmnomen „Goldsinger“ ist Omen. Doch kaum sind sie im Inspektor Clouseau-Outfit und trenchcoatbemantelt vom Schein ihrer Taschenlampen auf der Bühne aufgetaucht, tauchen sie gleich wieder den untergetauchten bösen Wicht suchend ab in „Octopus’s Garden“. Mit solchen Hits bringt man schnell eine Halle zum mitswingen. Und wenn oben auf der Bühne gerade mal nicht gesungen oder abgetaucht und im Saal nicht sitzend mitgeswingt, getanzt oder geklatscht wird, machen die honorigen Agenten mit Kalauern Stimmung.
Unter einem Stuhl sollen Hinweise auf das Versteck des Bösewichts zu finden sein. Der Papier, das dort gefunden wird, erweist sich jedoch lediglich als Einkaufszettel von Erich Honecker. Agent 005 ist in „Wirklichkeit“ Peter Nidetzky, österreichischer TV-Moderator von Aktenzeichen XY. Der, der den Euro im Nachbarland abgeschafft und die Steiermark eingeführt hat. Margot (Honecker) alias Bernd Esser muss man hervorheben. Weil sie die Kleinste ist und ihre Körpergröße mit einem Schemel ausgleicht – aber singen kann wie einst die Callas und stimmlich hochsteigt wie eine Lerche.
Sixpack versprühen schrill, schräg und treffsicher feinsinnigen Humor. Aufgepoppt mit einer großen Portion (Selbst)Ironie, untermalt von Schnulzen, Ohrwürmern und Evergreens. Margot, das „Sugar Baby“, wird bei nahe erschossen am „Blue Bayou“. „Goldfinger“ rettet sie und „Der Kommissar“ geht um. Alles wird gut („Wonderful life“). Der gesuchte Erzschurke entpuppt sich als Sixpack-Agent. Erst eingeschlichen und, dann sozialisiert, gewandelt vom Saulus zu Paulus. Er darf bleiben.
Die rund 300 Besucher in der Halle müssen gehen. Nach rund zweieinhalb Stunden und nach dem sie Sixpack stehend Ovationen verabreicht haben.