Kultur in Süßen
Lachen ohne Langeweile: „LOL!“ zündet in der Kulturhalle
Comedy Spontan loslachen, wenn eine Pointe zündet: „LOL!“ heißt das neue Zauberwort in der Comedy-Szene. Das Publikum erlebte einen vergnüglichen Abend in der Süßener Kulturhalle.
„Comedy Start-Up“ war angekündigt für einen vergnüglichen Abend in der Süßener Kulturhalle. Es war ein weiterer Mosaikstein im hochkarätigen Kulturprogramm der Stadt zu erwarten. Das hieß für den Abend: eine sorgsam besetzte Newcomer-Show, in der jungen Talenten eine Bühne gegeben wurde. Und das Losungswort dafür hieß: LOL. Insidern längst bekannt, ist es die Abkürzung „Laugh out loud“, lach spontan laut los, wenn dich eine zündende Pointe überrascht.
Und das ereignete sich an diesem gelungenen Abend fortwährend und reichlich. Der Saal war ausgezeichnet vorbereitet, alles war locker und gut gelaunt. Kleine Sitzgruppen mit Tischchen und frischen Blumen empfingen die Gäste, die sich vorab mit köstlichen anregenden Getränken eingedeckt hatten. Man war bereit für „LOL“.
Ich bin trotz meiner Prostatabeschwerden beschwerdefrei.
Kathi Wolf
Schauspielerin und Kabarettistin
Daniel Helfrich war als Conférencier für einen erkrankten Kollegen eingesprungen. Sein Talent als Pianist konnte er nutzen, um zusätzlich gute Stimmung zu erzeugen. Als Comedian erschien er aber eher als Comedian-Vulkan: Er stürzte meist laut brüllend, heftig agierend und hastig redend auf die Bühne. So ging manche Pointe im selbst gemachten Lärm unter. Er präsentierte einen Teil seines Programms „Trennkost ist kein Abschiedsessen“. Hier entpuppte er sich als Freund doppelbödiger Formulierungen wie „Musikerleben vs. Musik – erleben“. Um das Publikum in Stimmung zu bringen, begann er mit einer ausgiebigen Fragerunde, die allmählich doch in ziemlich indiskrete Bereiche abdriftete, so dass die Zuhörenden nur noch einigermaßen pikiert reagierten.
Als erster von drei Comedians stieg nun Sven Garrecht mit seinem Kurzprogramm „Wenn nicht jetzt, wo sonst“ auf die Bühne. Er liebt es, gängige Wahrheiten zu hinterfragen und radikal weiterzudenken: Wenn früher alles besser war, dann ist jetzt alles gut, damit es nachher logischerweise immer schlechter werden kann. Auch geläufige Wörter sind vor seiner Kreativität nicht sicher: „Raumschiff“ bekam im Zusammenhang mit einem Hund, der in ein Zimmer pinkelt, eine ganz neue, überraschende Bedeutung; so nahm er sein Publikum auf eine sehr unterhaltsame Reise mit ins Reich komischer Überraschungen.
Als „Bachelorette“ der Psychologie und als preisgekrönte Schauspielerin und leidenschaftliche Kabarettistin wurde Kathi Wolf eingeführt. In ihrer „Stand- up-Praxis“ analysierte sie gekonnt manche Absurdität des Alltagslebens. Sie beherrschte das richtige Timing ihrer Spitzen perfekt. Nebenbei bemerkte sie süffisant, sie sei „trotz ihrer Prostatabeschwerden beschwerdefrei“.
Jakob Friedrich, der dritte Künstler, trat als schwäbischer Facharbeiter mit Wurzeln in der Hansestadt Bremen auf, stilgerecht im Blauen Anton. Der Erste Artikel seines persönlichen Arbeiter-Grundgesetzes lautete: Die Würde des Menschen, der beim Schaffen nicht schwitzt, ist antastbar. Und das führte er dann äußerst vergnüglich an typischen Alltagssituation in einem schwäbischen Betrieb aus. Sein Kollege dort wusste dabei natürlich alles besser, denn er war schon in der Latzhose auf die Welt gekommen.
Am Schluss war klar: LOL bedeutet auch: Lachen ohne Langeweile – weiter so.
Datum
Mo, 19.06.2023
Ein Artikel von
Ulrich Kernen